Pressemitteilung der Offenen Sozialberatung Maintal vom 29.01.2014
Die erste öffentliche Diskussionsveranstaltung der Offenen Sozialberatung in den Räumen des Bischofsheimer Stadtteilzentrums erzeugte nur verhaltene Resonanz. Mit fünfundzwanzig Teilnehmern blieb das Treffen am Dienstag abend überschaubar, angemeldet waren ursprünglich fast doppelt so viele Menschen. Und die als „Open End“ angekündigte Diskussion war gegen 23 Uhr nach nur vier Stunden zu Ende. Bereits im Vorfeld hatten mehrere Mitarbeiter von regionalen Jobcentern einen Rückzieher gemacht, weil sie einen öffentlichen Auftritt durch ihre Abhängigkeit von ihrem Arbeitgeber wohl für zu gefährlich für ihre berufliche Zukunft hielten. So war es dann einzig und alleine Annette X., eine ehemalige Mitarbeiterin des Jobcenters in Frankfurt, die genug Mumm dazu hatte, sich aufs Podium zu setzen und von ihrem ehemaligen Arbeitsplatz zu berichten. Was sie so zu berichten hatte, versetzte einige Gäste in Staunen. Permanenter Druck vom Chef, ein übertriebener Kontrollwahn und gegenseitiges Mobbing würden den Arbeitsplatz in einem deutschen Jobcenter zu einem der unangenehmsten Jobs machen, den man sich so vorstellen könne. Kein einziger der nur befristet angestellten Mitarbeiter des Jobcenters in Frankfurt sei jemals in den Genuss einer Übernahme gekommen. Gleichwohl hätte man allen Mitarbeitern dies stets versprochen, um sie zu motivieren. Ihren eigenen Arbeitsplatz verlor Annette X. schließlich, weil sie nichts weiter als ihre Arbeit gemacht hatte. Denn sie wurde von der Arbeit freigestellt, nur weil sie gemeinsam mit ihrem Lehrling fünf Minuten Pause machte, als diesem einmal schlecht wurde. Ohne sich an der Stechuhr ordnungsgemäß abzumelden. Ihr Job im Jobcenter war es, sich um einen schwerbehinderten Lehrling zu kümmern. Und zwar auch dann, wenn es ihm mal schlecht wird. Der Lehrling wurde für sein gesundheitliches Fehlverhalten ebenfalls bestraft, auch er bekam eine Abmahnung. Der Maintaler Sozialberater Roman Thilenius berichtete im Anschluss über die Tätigkeit von ehrenamtlichen Sozialberatern, die Erwerbslosen bei Problemen mit dem Jobcenter helfen. Diese Arbeit wird bundesweit fast ausschießlich von ehrenamtlich arbeitenden Initiativen erbracht. Diese Initiativen helfen dort, wo die Jobcenter Hilfe verweigern. Manchmal besteht diese Hilfe aus Zuhören, manchmal aus einer kleinen Information. Oft aber endet eine Auseinandersetzung zwischen Bürger und Behörde auch vorm Sozialgericht, weil die Kommunikation mit dem Amt sich als schwierig erweist, weil die Gesetze in sich widersprüchlich sind, und weil Jobcenter nach Auffassung von Beratungsinitiativen meist an der falschen Stelle sparen und ihre Mitarbeiter nicht richtig ausbilden. Die abschließende Präsentation von Bescheiden, Merkblättern und behördeninternen Schreiben zeigte dann noch mal beispielhaft den geballten Irrsinn, der da seit der Einführung der Hartz IV Gesetze in die deutschen Amtsstuben Einzug gehalten hat. Jobcenter, die Anträge schlichtweg nicht bearbeiten. Menschen, die wegen Fehlern des Jobcenters ihre Wohnung verlieren, und dann von der Stadt für 3000 Euro im Monat in Notunterkünfte gesteckt werden. Behördenschreiben, in denen innerhalb von fünf Sätzen ein und der selbe Sachverhalt drei mal anders dargestellt wird. Laut einem internen Schreiben der AQA gGmbH haben selbst die Mitarbeiter des Main-Kinzig-Kreises die Nase gestrichen voll von Falschberechungen und Ignoranz in der Leistungsabteilung des Hanauer Jobcenters, die das Arbeitslosengeld an die Berechtigten auszahlt. Die Offene Sozialberatung steht mit ihrer Arbeit noch ganz am Anfang. Die Maintaler Initiative will aber demnächst weitere Diskussionen oder Workshops zu Themen wie Sozialhilfe und Hartz IV, Sozialpolitik und Sozialrecht anbieten. |
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